M.D. Schön 1954-2020

Am Sonntag, den 25.10.2020 ist Matthias D. Schön plötzlich und unerwartet in Bad Bederkesa verstorben. Mit seinem Tod enden über mehr als vier Jahrzehnte betriebene Forschungen an Gräberfeldern der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit des Nordwestdeutschen Raums, durch welche Matthias Schön den Mitgliedern des Sachsensymposiums gut bekannt geworden ist, viel zu früh und abrupt. Dieses Thema hatte Matthias Schön schon während seines Studiums der Ur- und Frühgeschichte, der Vorderasiatischen Archäologie und Botanik an den Universitäten Göttingen und München in den Bann gezogen. Entsprechend kann man es als glückliche Fügung ansehen, dass Matthias Schön am 01.04.1985 die Leitung der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven und des Museums in der Burg Bederkesa übernehmen konnte. Denn damit erhielt er nicht nur die Möglichkeit, zahlreiche Ausgra­bungen an Fundstellen unterschiedlicher Zeitstellung durchzuführen, sondern auch seine Überlegungen zu den gesellschaftlichen Verhältnissen der zwischen Weser und Elbe leben­den Bevölkerung und ihre Verbindungen zum Römischen Reich kontinuierlich auszuarbeiten. Es verwundert daher nicht, dass er trotz der Fülle seiner Aufgaben, immer wieder Untersuchungen an Fundstellen aus den ersten fünf Jahrhunderten nach Chr. in Angriff nahm. Die Siedlung Wittstedt, die berühmten Wallanlagen von Sievern „Heidenstadt“ und „Heidenschanze“ und das Gräberfeld von Otterndorf-Westerwörden seien hier nur stellvertretend genannt.

Entsprechend muss es für Matthias Schön überwältigend gewesen sein, als ihm Ende der 1980er Jahre nach der Meldung von Oberflächenfunden am Rand der Wurt Fallward klar wurde, ein Gräberfeld der späten Römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit lokalisiert zu haben, das aufgrund der hervorragenden Erhaltungsbedingungen im Marschboden, völlig neue Informationen über die Bestattungsrituale der auf der benachbarten Wurt ansässigen Bevölkerung preisgeben würde. Die daraufhin von Matthias Schön und seinem Team zwischen 1993 und 1998 durchgeführten Ausgrabungen an den heute international bekannten Körper- und Bootsgräbern waren jedoch Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite boten sie ein einzigartiges Fund- und Befundspektrum, dass völlig neue Einblicke in die Lebenswelt der Bewohner der Nordseemarschen während der Spätantike zuließ. Auf der anderen Seite war die wissenschaftliche Auswertung dieses bedeutenden Fundus eine gewaltige Aufgabe, die sich kaum neben seiner Tätigkeit in der Archäologischen Denkmalpflege und im Museum bewältigen ließ.

Dennoch hielt Matthias Schön an dieser Aufgabe unbeirrt fest. Nach seiner Pensionierung am 30.11.2017 war nun endlich die Zeit, das Gräberfeld an der Fallward vollständig auszuwerten, zu publizieren und in den besiedlungsgeschichtlichen Kontext zu stellen. Mit großer Begeisterung und viel Herzblut beteiligte sich Matthias Schön am Aufbau einer interdisziplinären Forschergruppe und der Einwerbung der für die Forschungen notwendigen Mittel. Die Projektarbeiten, die im Februar 2020 begonnen werden konnten müssen nun ohne ihn weitergeführt werden – Matthias D. Schön wird dabei schon jetzt schmerzlich vermisst.

Hauke Jöns und Christina Peek, Wilhelmshaven 3.11.2020